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GOSSMANNSDORF

Es steht ein Kamel in der Flur

Stefan Lettner hat sich einen Kindheitstraum erfüllt

Leila macht ganz auf feine Dame. Verschämt lugt sie hinter ihrem Haus hervor. Und dabei ist sie fast noch wagemutig, denn Aida und Ali lassen sich gleich gar nicht blicken. Aber es ist verständlich, dass eine Dame im besten Alter und voller Schönheit die Lage erst einmal prüft, zumal die Umgebung ja alles andere als gewohnt ist. Leila ist fünfzehn, bildhübsch, trägt einen prächtigen Winterpelz – und ist gut drei Meter hoch.

 

Und sie und ihre beiden jungen Gefährten haben in den vergangenen rund drei Wochen dafür gesorgt, dass mancher Goßmannsdorfer sich verwundert die Augen gerieben hat und sich wohl fragte: Ist das eine Fata Morgana? Die zwei Damen und der junge Herr sind nämlich Kamele. Genau genommen Trampeltiere.

 

„Wunderschön“, sagt Stefan Lettner strahlend, und auch seine Frau Cornelia stimmt zu. Sie gehen langsam auf Leilas Unterstand zu und dann kommt Bewegung in die Gruppe. Das hat einen einfachen Grund: Es gibt Gelbe Rüben. „Da stehen sie drauf“, lacht Stefan Lettner, als Leila anfängt, genüsslich die Rüben aus der Hand zu fressen.

 

Mit diesem Bild ist für Stefan Lettner ein langer Traum in Erfüllung gegangen. Kamele sind seine Lieblingstiere. Das waren sie schon immer. „Sobald ein Zirkus in der Nähe war, bin ich auch dort rumgeschlichen und hab' mir die Kamele angeschaut“, erzählt Lettner.

 

Kälte gewohnt

Schon vor zwanzig Jahren war bei ihm die Idee geboren worden, einmal Kamele zu halten. Damals hatte er erfahren, dass die Tiere auch in unseren Breiten zurechtkommen. Und das sogar gut, denn dort, wo Trampeltiere eigentlich zuhause sind, in der Mongolei etwa, da herrschen ganz andere Temperaturen. Selbst in der Wüste, mit der man landläufig die Kamele am ehesten verbindet, herrscht nachts mitunter empfindliche Kälte.

 

Dass sie sich trotz des Schneegestöbers wohl fühlen, sieht Lettner gleich. Sie suchen sich keineswegs den trockenen Unterstand, sondern liegen auch tagsüber mal draußen im Schnee.

 

Der einjährige Hengst Ali und die einjährige Jungstute Aida brauchen sich so zum Trinken nicht einmal zu bücken, sondern holen sich einfach ein wenig Schnee aus dem zottigen Fell von Leila. Die schafft es spielend, auch einmal am Schnee in der Dachrinne des Unterstands zu knabbern.

 

Mucksmäuschenstill sind die drei. Das war bei den vierbeinigen Neu-Goßmannsdorfern nicht immer so. „Jämmerlich“ hatten die beiden Jungtiere zwei Tage lang geschrien, als sie von der Kamelfarm bei Fulda in der Gemeinde angekommen waren. Angst und bange war da auch manchem Goßmannsdorfer geworden – und ihm natürlich auch, was wohl die Leute dazu sagen würden, so Lettner. Aber das Schreien hatte einen Grund: Die beiden Jungtiere waren von der Muttermilch abgesetzt worden. Das Schreien hat aufgehört und aus der anfänglichen Scheu ist schon ein wenig Zutrauen geworden. Es ist aber ein langer Weg, bis ein Kamel richtig Vertrauen zu den Menschen gefasst hat, berichtet Lettner, „aber dann geht es auch mit dem Menschen, den es als Herrn und Begleiter sieht, durch dick und dünn“.

 

 

Gehen ist für den 41-jährigen Lettner auch ein Ziel, das allerdings noch in weiter Ferne liegt: Bei den Lettners stehen nämlich nicht nur drei Kamele auf der Koppel am Rande von Goßmannsdorf, sondern im Stall tummelt sich auch eine andere Kamelart: Lamas. Rund 30 Stück. Mit denen bricht er seit einem Jahr zu Lama-Trekking-Touren auf. Und selbst von weit her kommen inzwischen Interessenten, um daran teilzunehmen. „Weil es einfach beruhigend ist, mit den Tieren mit solch einem ruhigen Gemüt durch die herrliche Landschaft zu ziehen.“

 

Sein Traum ist es, dann auch die beiden Kamel-Damen und Hengst Ali in die Touren einzubeziehen. Weil Kamele eben einfach „ein wunderbares Gemüt haben“, so Lettner. Und sie sind genügsam. Heu und Gras dient ihnen als Futter. Zusammen benötigen die drei nicht mehr als ein Pferd.

 

Dass seine Kamel-Haltung auch rechtlich in Ordnung ist, auch darum musste sich Lettner kümmern. Er steht mit dem Veterinäramt in Verbindung, wie auch schon bei der Lama-Haltung. Werden nun die Goßmannsdorfer bald auch Reiter auf den Kamelen zu sehen bekommen? Nein, lacht Stefan Lettner. Erst in ein paar Jahren wird vielleicht mal ein Kind auf den beiden Jungen sitzen können. Könnte aber sein, dass sich die Karawane verlängert. Denn Stefan Lettner lacht ganz hoffnungsvoll: „Wenn wir viel, viel Glück haben, bekommt Leila Nachwuchs.“

 

Quelle: Alois Wohlfahrt - www.mainpost.de

   
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